Antihormontherapie

Was ist eine Antihormontherapie?

Die Antihormontherapie zählt wie die Chemotherapie zu den systemischen Therapien, weil sie im ganzen Körper wirkt.

Das IQWIG-Institut bietet zum Einstieg auf seiner Übersicht über Krebstherapien folgende Erklärung an : "Hormone erfüllen im Körper wichtige Aufgaben. Manche dienen als chemische Botenstoffe und regulieren Körpervorgänge wie den Blutzuckerspiegel. Andere spielen bei der Fortpflanzung eine wesentliche Rolle. Die Zellen einiger Organe und Gewebe werden durch bestimmte Hormone in ihrem Wachstum angeregt. Wenn in diesen Geweben Krebs entsteht, fördert das betreffende Hormon oft auch Wachstum und Teilung der Krebszellen. Dies ist zum Beispiel beim Brustkrebs und Prostatakrebs häufig der Fall. Tumore, die unter dem Einfluss von Hormonen wachsen, werden hormonempfindlich genannt. (Betroffen sind auch seltenere Krebsarten wie Gebärmutterkörperkrebs, Schilddrüsenkrebs und Neuroendokrine Tumoren). Durch eine Hormontherapie wird die Produktion des jeweiligen krebswachstumsfördernden Hormons eingedämmt oder die Funktion des Hormons gestört. Dadurch soll das Krebswachstum gebremst werden. Da die Hormontherapie den betreffenden körpereigenen Hormonen entgegenwirkt, wird sie häufig auch Antihormontherapie genannt." Mehr dazu beim Krebsinformationsdienst...

Wie profitieren Brustkrebspatientinnen von der Antihormontherapie?

Eine wichtige Säule im Rahmen der Therapieplanung ist die Antihormontherapie für Brustkrebspatientinnen, wenn der Tumor " hormonrezeptor-positiv" ist (hormonabhäng wächst). Sie wird adjuvant (zur Vorbeugung) über mehrere Jahre nach einer Operation eingesetzt. Laut KID sind drei von vier Brustkrebspatientinnen betroffen. Es muss zwischen einer Behandlung vor oder nach Eintritt der Wechseljahre unterschieden werden. Davon hängt es ab, welche Medikamente wie lange eingenommen werden.

Der Krebsinformationsdienst (KID) zu Behandlung und Nebenwirkungen.
http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/hormontherapie.php

Über die Wirkstoffe und Nebenwirkungen einer Antihormontherapie bei Brustkrebs

Die Antihormtherapie verfolgt verschiedene Therapieansätze mit unterschiedlichen Wirkmechanismen. Hier spielt sowohl die Zielgruppe (Frauen vor oder nach den Wechseljahren) als auch das Krebsstadium eine Rolle. Es werden Wirkstoffe aus drei verschiedenen Klassen von Medikamenten eingesetzt:

  • Antiöstrogene (Tamoxifen als gebräuchlichstes Mittel) für Frauen vor und nach den Wechseljahren, vorbeugend (adjuvant) bei frühem und lindernd (palliativ) bei fortgeschrittenem Brustkrebs.
  • Aromatasehemmer- für Frauen nach den Wechseljahren, vorbeugend (adjuvant) bei frühem und lindernd (palliativ) bei fortgeschrittenem Brustkrebs. Ebenso werden Gestagene bei fortgeschrittenem Bruskrebs angewendet.
  • GnRH-Analoga - für Frauen vor den Wechseljahren, vorbeugend (adjuvant) bei frühem und lindernd (palliativ) bei fortgeschrittenem Brustkrebs. (Quelle: Berliner Krebsgesellschaft e.V.(Hg.): Patientenratgeber - Brustkrebs)

Weitere Informationen könnt Ihr auf dem ONKO-Internetportal und der Brustkrebszentrale finden, sowie Broschüren herunterladen oder bestellen bei der Berliner Krebsgesellschaft e.V. oder der Deutschen Krebshilfe.

"Brustkrebs - Wissen gegen Angst", von Lilo Berg. In der aktualisierten Neuauflage findet Ihr ausführlichere und laienverständliche Erklärungen zu den Wirkstoffen und ihren Nebenwirkungen.

mamazone - Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V. über Nebenwirkungen von Antihormontherapien

Durch die verringerte Hormonproduktion  werden Frauen abrupt in die Wechseljahre versetzt und haben daher häufig Hitzewallungen. Mamazone weist auf die Wirksamkeit der Akupunktur hin. Mehr Informationen zur Bekämpfung von Nebenwirkungen bei Krebstherapien durch Akupunktur im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin findet Ihr im Buch "Gemeinsam gegen Krebs - Naturheilkunde und Onkologie", von Prof. Dr.Gustav Dobos (Naturheilkundler), Dr. Sherko Kümmel (Gynäkologe), 1. Aufl. 2011, S. 146 ff.

Fragen und Antworten - Expertenrat zur Behandlung bei Brustkrebs

Einige Websites bieten Expertensprechstunden an. Hier besteht  die Möglichkeit, entweder telefonisch oder per E-Mail,  Fragen direkt an Experten zu richten.

Institut für Frauengesundheit Baden-Württemberg gGmbH arbeitet eng mit der Universitäts-Frauenklinik Tübingen zusammen. Sie bieten zwar Service an, aber auf der Website ist nichts zu finden. Anrufen ist möglich, Tel.: 07071 29-8 22 46

Medizin Forum AG bietet ein moderiertes Forum für Brustkrebspatientinnen, Angehörige und Interessierte an.
http://www.medizin-forum.de/phpbb/viewforum.php?f=4

Patientenleitlinien zur Behandlung von Brustkrebs

Es gibt aktuelle Behandlungsempfehlungen zu den unterschiedlichen Formen des Brustkrebes in verständlicher Sprache von verschiedenen Anbietern.

Die Ersterkrankung und DCIS? Eine Leitlinie für Patientinnen von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Krebshilfe e. V. (Stand: 2011),  mehr dazu unter
http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/OL/patientenleitlinien.html

Brustkrebs? Patientenratgeber zu den AGO-Empfehlungen 2019 von der
Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e.V. (AGO).

Wann wird eine hormonelle Therapie bei Prostatakrebs eingesetzt?

Bei nahezu allen Prostatakrebspatienten wächst der Tumor hormonabhängig. Das bedeutet, Androgene (hauptsächlich das männliche Sexualhormon Testosteron) regen das Zellwachstum des Prostatatumors an. Durch Hormonentzug und/oder -blockade soll weiteres Zellwachstum gestoppt oder verlangsamt werden. Der Krebsinformationsdienst fasst zusammen, wann und für welche Patienten diese Therapie infrage kommt:
  • (Wenn)..."ein Mann einen auf die Prostata begrenzten Tumor hat, eine Operation aber zu riskant wäre und eine Bestrahlung wegen der Nebenwirkungen nicht möglich oder nicht gewünscht ist. Dabei muss bedacht werden, dass sich eine langfristige Heilung so nicht erzielen lässt. Für die Entscheidung spielen daher auch Alter, Allgemeinzustand und voraussichtliche Lebenserwartung des Patienten eine Rolle.
  • Der Hormonentzug steigert den Therapieerfolg einer Radiotherapie größerer Tumoren. Dabei wird die Therapie nur für einen bestimmten Zeitraum adjuvant eingesetzt. Auch die neoadjuvante Gabe vor einer Bestrahlung wird diskutiert, um die Prostata zu verkleinern.
  • Die hormonelle Therapie als Dauerbehandlung ist Standard bei Tumoren, die in die Knochen oder andere Organe gestreut haben.
  • Sie ist außerdem für viele Patienten die Therapie der Wahl bei einem Rückfall nach Operation oder Bestrahlung."

Über die Wirkstoffe und Nebenwirkungen einer (Anti)hormontherapie bei Prostatakrebs

Grundsätzlich gibt es zwei Formen der Hormontherapie mit unterschiedlichen Wirkmechanismen:

1. Die Hormonproduktion wird direkt im Hoden durch Medikamente unterdrückt (Hormonentzug). Hierzu werden zwei Wirkstoffgruppen eingesetzt:
- LHRH-Analoga oder auch GnRH-Agonisten
- GnRH-Antagonisten

2. Anti-Androgene blockieren die Wirkung des Testosterons in den Tumorzellen (Androgenblockade). (Quelle: Berliner Krebsgesellschaft e.V.(Hg.): Patientenratgeber - Prostatakrebs, 1. Aufl. 2010, S. 20 ff. )
Zur weiteren Information könnt Ihr diese Broschüre kostenfrei bestellen bei: Berliner Krebsgesellschaft e.V., Geschäftsstelle, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin, Tel. 030/283 24 00, E-Mail: info@berliner-krebsgesellschaft.de oder online unter http://www. berliner-krebsgesellschaft.de .

Abhängig vom Stadium der Erkrankung und in Abwägung unerwünschter Nebenwirkungen werden die Therapieformen einzeln aber auch kombiniert eingesetzt. Mehr dazu in den Patientenleitlinien zu Prostatakrebs.

"Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms", von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Krebshilfe e. V., 2019,
http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/OL/ patientenleitlinien.html

Eine grafische Darstellung der Wirkmechanismen findet Ihr auf der Website des Pharmaherstellers Takeda Pharma GmbH.

Fragen und Anworten - Expertenrat zu Prostatakrebs

Gesundheitsportal Onmeda bietet ein von Experten betreutes Forum zu Prostatakrebs an. Dort findet Ihr einige Einträge zur Dauer der Hormontherapie.
http://www.onmeda.de/foren/forum-prostatakrebs/list.html

Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. bietet eine kostenfreie Beratungshotline an: 0800-7080123